Es begab sich zu der Zeit, als Quintus Montis Verwalter einer römischen Grenzprovinz in Germania superior war. Während er und seine hochgestellten Beamten es sich in heißen Thermen gutgehen ließen, Sklaven hielten und dem guten Moselwein frönten, stöhnte das Volk unter hohen Abgaben und Tributen.

Das Volk hungerte und besonders im kalten Winter starben die Alten an Entkräftung und Unterkühlung. Mit wachsendem Unmut nahmen die Angriffe auf Steuereintreiber von Quintus Montis zu. Um der Sache wieder Herr zu werden, ernannte Quintus den Petronius Confluentes zum Präfekten von Germania prima. Petronius konnte schnell das Herz des Volkes für sich gewinnen. Er erließ ihnen die meisten Abgaben, stellte einige Mitarbeiter aus dem Volk in seinem Kastell ein und feierte sogar ihre heidnischen Feste mit ihnen zusammen.

Die Anfeindungen aus dem Volk gegen ihre römischen Besatzer endeten sofort. Abgaben und Tribute wurden wieder pünktlich bezahlt und die gute Zusammenarbeit zwischen dem Volk und Petronius sprach sich im ganzen Reich herum. Petronius sorgte für sein Volk und setzte sogar einen Mercatore – einen Händler – in Colonia Claudia ein, damit seine Bürger dort für kleines Geld Waren kaufen konnten. Somit blieb mehr Geld in den Taschen der Bürger und sie gelangten zu, wenn auch bescheidenem, Reichtum. Doch während das Volk das Haupt des Petronius mit goldenen Lorbeerzweigen krönte und ihn jubelnd durch die Straßen trug, wuchsen auch Missgunst und Neid.

Präfekten und Verwalter aus anderen Provinzen, die dem Volk weiterhin mit aller Härte die Abgaben abpressten und die Bürger als unwertes Leben betrachteten, planten den Umsturz von Petronius. Sie waren genervt von ihren eigenen Bürgern, die wieder und wieder auf die himmlischen Zustände in Germania prima hinwiesen und sich immer häufiger weigerten, ihre eigenen Abgaben zu leisten.

Der Legionär Publius Gaius saß, oft bis in die Nacht, im Laden des Mercatore. Die beiden verband nicht nur die Suche nach Edelsteinen, auch das eine oder andere Geschäft wurde ausgeklüngelt – aber das ist eine andere Geschichte. Gaius selbst stammte aus dem Volk und hatte sich durch einige Gefälligkeiten bei den Römern hochgedient. Schon lange hatte er den Posten und natürlich den Sold des Petronius im Auge – dabei sollte ihm jetzt der Mercatore helfen.

Zuerst erzählten die beiden Quintus Montis von den geringeren Abgaben aus der Provinz Germania prima. Sie sprachen von den kostbaren Schätzen, die von Petronius bei den Bürgern nicht eingezogen und an Montis gesendet wurden. Wie zufällig erwähnte Gaius: „Wenn ich der neue Verwalter der Provinz Germania prima würde, dann würde ich wieder, mit harter Hand, für die Steigerung der Abgaben sorgen.“Als Petronius das nächste Mal als Gast im Hause von Quintus Montis weilte, sprach dieser den Präfekten darauf an und verlangte eine Erhöhung der Abgaben des Volkes. Natürlich waren die Bürger nicht begeistert von dem neuen Wind, der da durch Germania prima wehte, und erster Unmut machte sich breit. Alle guten Taten des Petronius waren schnell vergessen und eine Handvoll Bürger schloss sich den Verschwörern um Publius Gaius und den Mercatore an.

Sie schmiedeten einen perfiden Plan: Der eine Teil der Umstürzler streute wilde Geschichten über das Privatleben des Petronius in der ganzen Provinz. Dieser habe den alten heidnischen Göttern nicht abgeschworen und heimlich sogar an Ostara-Festen teilgenommen. An einer Thingstätte sei er mit einem Druiden – einem Feind der Römer – gesehen worden. Die anderen Verschwörer meldeten angebliche Rechtsverstöße des Petronius an die Gerichte – einige gelangten sogar bis nach Rom.

Durch alle diese Gerüchte wuchs langsam auch der Druck auf Quintus Montis. Als der römische Senat einen Boten mit einem Schreiben an Montis schickte, in dem er die Aufklärung der Gerüchte verlangte, wollte Montis nicht länger an Petronius festhalten und versetzte ihn nach Augusta Treverorum in das Land der Treverer. Publius Gaius ernannte er zum Nachfolger.

Als das Volk jedoch von der Verschwörung erfuhr und erkannte, wer und warum man ihnen ihren geliebten Petronius genommen hatte, war es verärgert. Die Zusammenarbeit mit Publius Gaius wurde auf ein Mindestmaß reduziert und beim Mercatore wollte niemand mehr einkaufen. Während Petronius mit der Hilfe von Rom versuchte, wieder in seinen alten Rang zurückzukommen, wuchs der Unfrieden im Volk immer weiter.

Fortsetzung folgt!

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